Guargummi
Guargummi ist ein Ballaststoff, der aus den Samen der Guar Pflanze hergestellt wird. Guargummi wird als Abführmittel verwendet. Er wird außerdem zur Behandlung von Durchfall, Reizdarmsyndrom, Übergewicht und Diabetes, zur Senkung der Cholesterinspiegel und zur Verhinderung von Arteriosklerose eingesetzt. In Nahrungsmitteln und Getränken wird Guargummi als eindickender, stabilisierender und bindender Wirkstoff verwendet. Im Bereich der industriellen Fertigung wird Guargummi als Bindemitte in Tabletten und als eindickender Wirkstoff bei Lotionen und Cremes eingesetzt.
Wie wirkt Guargummi?
Guargummi ist ein Ballaststoff, der den Feuchtigkeitsgehalt des Stuhls normalisiert, überschüssige Flüssigkeit bei Durchfall absorbiert und den Stuhl bei Verstopfung weicher macht. Guargummi könnte außerdem dabei helfen, die Menge an Cholesterin und Glukose zu reduzieren, die im Magen und im Darm absorbiert wird. Es besteht Interesse daran, Guargummi für eine Unterstützung des Gewichtsabbaus zu verwenden, da er im Darm aufquillt und ein Gefühl der Sättigung hervorruft. Dies könnte den Appetit reduzieren.
Wie effektiv ist Guargummi?
Guargummi ist bei der Behandlung folgender Leiden möglicherweise effektiv:
- Durchfall: Die Zugabe von Guargummi zur künstlichen Ernährung bei Patienten auf der Intensivstation könnte Phasen von Durchfall von etwa 30 Tagen auf etwa 8 Tage verkürzen.
- Hohe Cholesterinspiegel: Die Einnahme von Guargummi scheint die Cholesterinspiegel bei Menschen mit hohen Cholesterinspiegeln zu senken. Guargummi und Pektin, die in Kombination mit kleinen Mengen unlöslicher Ballaststoffe eingenommen werden, senken die Spiegel des „schlechten“ LDL Cholesterins, beeinflussen jedoch die Spiegel des „guten“ HDL Cholesterins und die Triglyzeridspiegel nicht.
- Diabetes: Die Einnahme von Guargummi mit Mahlzeiten scheint den Blutzucker nach Mahlzeiten bei Diabetikern zu senken. Durch eine Verlangsamung der Magenentleerung könnte Guargummi außerdem den Abfall des Blutzuckers, der bei Diabetikern nach Mahlzeiten regelmäßig auftritt, reduzieren.
- Verstopfung
- Reizdarmsyndrom
Guargummi ist möglicherweise ineffektiv, wenn er zur Unterstützung des Gewichtsabbaus verwendet wird. Es gibt nicht genügend wissenschaftliche Daten, um eine Aussage bezüglich der Effektivität von Guargummi bei Arteriosklerose treffen zu können. Es bedarf weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen, um die Effektivität von Guargummi bei dieser Anwendung bewerten zu können.
Sicherheit und Nebenwirkungen
Guargummi ist für die meisten Menschen wahrscheinlich sicher und unbedenklich, wenn er mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen wird. Die Flüssigkeit ist wichtig, da sie das Risiko für eine Verstopfung des Darms senkt. Nebenwirkungen umfassen Blähungen, Durchfall und weichen Stuhl. Diese Nebenwirkungen nehmen für gewöhnlich nach einigen Tagen der Anwendung ab oder verschwinden ganz. Die Verwendung großer Mengen von Guargummi oder eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr mit Guargummi können zu einer Verstopfung der Speiseröhre oder des Darms führen.
Vorsichtsmaßnahmen und Warnungen
Schwangerschaft und Stillzeit: Die Verwendung von Guargummi während der Schwangerschaft in den üblichen Mengen ist möglicherweise sicher und unbedenklich. Es ist jedoch nicht genug über Sicherheit und Unbedenklichkeit der Einnahme von Guargummi während der Stillzeit bekannt, weshalb stillende Frauen sicherheitshalber besser auf Guargummi verzichten sollten.
Darmversschluss: Man sollte Guargummi nicht einnehmen, wenn man unter einer Krankheit leidet, die Verstopfungen des Darms oder eine Verengung der Speiseröhre verursachen können.
Operationen: Guargummi könnte den Blutzuckerspiegel beeinflussen und es gibt deshalb Bedenken, dass Guargummi die Kontrolle des Blutzuckers während und nach Operationen beeinträchtigen könnten. Aus diesem Grund sollte man die Einnahme von Guargummi zwei Wochen vor anstehenden Operationen beenden.
Wechselwirkungen
Bei einer Kombination von Guargummi mit folgenden Medikamenten sollte man vorsichtig sein:
Ethinylöstradiol
Ethinylestradiol ist eine Form von Östrogen, die in einigen Östrogenprodukten und Antibabypillen enthalten ist. Guargummi kann die Menge an Ethinylöstradiol, die der Körper absorbiert, reduzieren. Die Einnahme von Guargummi in Verbindung mit Medikamenten, die Östrogen enthalten, kann die Wirksamkeit von Östrogen reduzieren.
Diabetesmedikamente
Guargummi könnte den Blutzucker senken. Auch Diabetesmedikamente werden verwendet, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Die Einnahme von Guargummi in Kombination mit Diabetesmedikamenten könnte ein zu starkes Absinken des Blutzuckerspiegels zur Folge haben. Aus diesem Grund sollte der Blutzuckerspiegel sorgfältig überwacht werden. Es ist möglich, dass die Dosierung der Diabetesmedikamente angepasst werden muss.
Metformin
Guargummi kann die Menge an Metformin, die der Körper absorbiert, reduzieren. Die Einnahme von Guargummi in Verbindung mit Metformin, kann die Wirksamkeit von Metformin reduzieren.
Penicillin
Guargummi kann die Menge an Penicillin, die der Körper absorbiert, reduzieren. Die Einnahme von Guargummi in Verbindung mit Penicillin kann die Fähigkeit von Penicillin Infektionen zu bekämpfen, reduzieren.
Bei einer Kombination von Guargummi mit folgenden Medikamenten sollte man wachsam sein:
Digoxin
Einige Menschen machen sich Sorgen darüber, dass Guargummi die Menge an Digoxin, die der Körper absorbiert, reduzieren könnte. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Guargummi die Aufnahme von Digoxin signifikant reduziert.
Dosierung
Folgende Dosierungen wurden in Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen untersucht:
Oral
- Bei Verstopfung: 12 Gramm pro Tag. Man sollte mit einer geringeren Dosierung von 4 Gramm pro Tag beginnen und die Dosis im Lauf der Zeit langsam erhöhen, um den Verdauungstrakt betreffende Nebenwirkungen zu vermeiden.
- Bei Diabetes: 15 Gramm pro Tag.
- Bei hohen Cholesterinspiegeln: 15 Gramm Guargummi plus Pektin pro Tag in Kombination mit 5 Gramm unlöslichen Ballaststoffen.
- Bei Reizdarmsyndrom: 5 Gramm teilweise hydrolysierter Guargummi (PHGG). PHGG ist Guargummi, der chemisch behandelt wurde, um ihn in Flüssigkeiten löslich zu machen und zu verhindern, dass er durch Säure oder Hitze zerstört wird.
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