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Maximale natural Zuwächse: Das Neurotyping System Teil 1

Maximale natural Zuwächse: Das Neurotyping System Teil 1

Warum Dein Training nicht funktioniert

Hast Du jemals ein Trainingsprogramm durchgeführt, ohne Resultate zu erzielen? War es ein intelligentes Programm, das von einem renommierten Trainer entwickelt wurde? Haben Deine Freunde dieses Programm ausprobiert und hervorragende Resultate erzielt, Du aber nicht?

Hast Du Dich jemals dazu gezwungen, einen Trainingsplan durchzuführen, weil er Dich einfach nicht motiviert hat? Vielleicht hast Du deshalb sogar Schuldgefühle gehabt. Oder vielleicht hast Du auch gedacht, dass Deine „schlechten genetischen Veranlagungen“ die Ursache dafür waren, dass Du keine Resultate gesehen hast. Oder hast Du einfach gedacht, dass das Programm nichts taugt, auch wenn andere Leute dieses Programm zu lieben scheinen?

So etwas ist weit verbreitet. Und das Problem ist nicht das Programm, Deine Trainingsmotivation, oder Deine genetische Veranlagung. Das Problem besteht vielmehr darin, dass das Programm nicht zu Deinem psychologischen und neurologischen Profil – was im Grunde genommen Deiner Persönlichkeit entspricht - passt.

Das ist keine Hobbypsychologie. Dein Persönlichkeitsprofil ist durch das Gleichgewicht Deiner Neurotransmitter genetisch vorbestimmt – und Deine Neurotransmitter kontrollieren alles.

Das Nervensystem ist der Boss

Das Nervensystem ist für die Rekrutierung von Muskelfasern verantwortlich und bestimmt auch darüber, wie viele Muskelfasern Du zu einem Wachstum anregen kannst. Es ist weiterhin für die Koordination und die Leistungen bei schweren Grundübungen verantwortlich.

Du wirst dies vielleicht schon gewusst haben, aber hier ist etwas interessantes, dass Du vielleicht noch nicht weißt: Dein Nervensystem ist auch das Kontrollzentrum Deiner Motivation. Es spielt außerdem bei Deiner Reaktion auf Stress eine große Rolle und bestimmt darüber, wie viel Energie, Fokus und Arbeitskapazität Du während einer Trainingseinheit haben wirst.

Der Schlüssel zu Trainingserfolgen ist ganz einfach folgendes: trainiere hart auf fokussierte Art und Weise. Du kannst dies nicht – zumindest nicht lange – wenn Dich Dein Programm nicht motiviert. Und um von einem Programm motiviert sein zu können, muss dieses Programm zu Deinem neurologischen Profil passen. Zu lernen, wie Du Deine neurologische Natur zu Deinem Vorteil nutzt, wird Dir auch dabei helfen, Dich allgemein besser zu fühlen und in anderen Bereichen Deines Lebens produktiver zu werden.

Das Neurotransmitter Gleichgewicht und Deine Persönlichkeit

Dein Persönlichkeitstyp gibt Dir Hinweise auf Dein Neurotransmitter Gleichgewicht – welche Neurotransmitter weisen hohe Spiegel auf und welche niedrige. Dein Verhalten wird – ob es Dir bewusst ist, oder nicht – stark von diesen Spiegeln beeinflusst.

Das ist der Grund dafür, dass ich das Persönlichkeitsprofil von jedem Bodybuilder, Sportler oder CrossFitter, den ich trainiere, auswerte. Diese Auswertung gibt mir eine gute Vorstellung vom Neurotransmitter Gleichgewicht dieser Person. Ich verwende diese Informationen dann bei der Planung des Trainingsprogramms.

Wenn das Training nicht gut zu Deinem Profiltyp passt, kann dies zu Erschöpfung, einer Reduzierung der Motivation, einer stärkeren Stressreaktion und sogar zu Verletzungen führen. Und es wird mit Sicherheit einen Mangel an Fortschritten hervorrufen. Das kann der Grund dafür sein, dass Du „das beste Programm der Welt“ ausführst, aber trotzdem keine Resultate siehst. Für optimale Resultate muss Dein Training zu Deinem Typ passen.

Beim Neurotyping System werde ich die drei primären Persönlichkeitstypen beschreiben und darauf eingehen, welche Neurotransmitter hohe oder niedrige Spiegel aufweisen und wie dies Dein Training, Deine Ernährung und Deine Supplement Auswahl beeinflussen sollte.

Die 3 Neurotypen

Ich habe im Lauf der Jahre mit unterschiedlichen Persönlichkeitstests und Abschätzungen gearbeitet. Ich habe außerdem Psychologen und andere Experten konsultiert, um die beste Methode zu finden. Das Cloninger Temperament and Character Inventory (TCI) ist das im Bereich der wissenschaftlichen Gemeinschaft am weitesten akzeptierte System und ich habe es mit hunderten von Kraftsportlern und anderen Sportlern getestet.

Das TCI ist ein Inventar für Persönlichkeitszüge, das auf einem psychologischen Modell basiert. Kurz zusammengefasst besitzen Menschen unterschiedliche Persönlichkeitstypen weil sie unterschiedliche genetisch vorbestimmte Spiegel bestimmter Neurotransmitter besitzen. Bei diesen Neurotransmittern handelt es sich um Dopamin, Serotonin und Norepinephrin. Als Wissenschaftler die Spiegel dieser Neurotransmitter maßen und diese mit den Persönlichkeitszügen der Probanden verglichen, fanden sie eine direkte Verbindung.

Es gibt drei primäre Profiltypen:

  • Typ 1: Dieser Typ weist niedrige Dopaminspiegel auf, weshalb er danach strebt neue Dinge auszuprobieren, um seine von Natur aus niedrige Dopaminausschüttung zu erhöhen. Diese Menschen sind gewisser Hinsicht Adrenalin Junkies. Im Bereich der Psychologie nennt man diesen Typ auch den nach Neuem suchenden Typ.
  • Typ 2: Dieser Typ weist niedrige Norepinephrinspiegel auf. Da Norepinephrin mit Selbstvertrauen und einem Gefühl des Wohlbefindens in Verbindung gebracht wird, suchen diese Menschen nach Bestätigungen und Belohnungen, um ihre Norepinephrinspiegel zu erhöhen. Dies reicht von sozialer Bestätigung (wie z.B. es allen anderen Recht zu machen) bis hin zum Erreichen von Zielen. Dieser Typ wird im Bereich der Wissenschaft auch als der belohnungsabhängige Typ bezeichnet.
  • Typ 3: Dieser Typ wird mit niedrigen Serotoninspiegeln in Verbindung gebracht. Diese Menschen mögen keine Veränderungen. Sie mögen es, sich wiederholende Aktivitäten zu meistern. „Technik Streber“ passen in dieses Profil. Im Bereich der Psychologie wird dies Typ auch als der Schadensvermeiden Typ bezeichnet.

 

Du musst keinen formellen Test durchführen, um eine recht gute Idee davon zu bekommen, zu welchem Typ Du gehörst. Hier ist eine kurze Zusammenfassung:

Typ 1: Der nach Neuem Suchende

Dieser Typ wird mit einer niedrigen dopaminergen Aktivität in Verbindung gebracht. Dies bedeutet, dass Deine Entscheidungsfindung primär durch Deinen Bedarf, Deine Dopaminspiegel zu erhöhen, beeinflusst wird. Deine Basisdopaminspiegel sind niedrig und Deine Rezeptoren sind empfindlich. Unter den richtigen Umständen können diese Rezeptoren Schübe an Dopamin produzieren.

Da die Rezeptoren so empfindlich sind, kannst Du „abhängig“ werden. Du bist ständig auf der Suche nach dem nächsten Dopaminschub. Wenn Du in diese Kategorie fällst, dann brauchst Du Aufregung und intensive Aktivitäten oder Aktivitäten, die einen starken Adrenalinschub produzieren. Du bist auch schnell von etwas gelangweilt und von Natur aus neugierig und kannst recht ungeduldig sein.

Dieser Typ braucht eine Auswahl unterschiedlicher Stimuli und Herausforderungen. Er wird von Natur aus von sich nicht wiederholenden Aktivitäten angezogen. Er wird von sich wiederholenden Aktivitäten wie Ausdauertraining oder Trainingsprogrammen, die sich wieder und wieder wiederholen, schnell gelangweilt. Diese Menschen sind bei Ausdauersportarten nicht gut, was hauptsächlich mit der hiermit verbundenen Langeweile in Verbindung steht, aber auch damit zusammenhängt, dass sie dazu neigen, hohe Serotoninspiegel zu haben. Wenn die Dopaminspiegel im Verhältnis zu den Serotoninspiegeln niedrig ausfallen, dann sinkt die Arbeitskapazität.

Der ständig nach Neuem suchende Typ ist extrovertiert und kommt mit Situationen des täglichen Lebens gut zurecht. Er ist außerdem ein auf Konkurrenzdenken fixierter Typ. Er mag Herausforderungen und liebt es, neue Dinge zu lernen. Dieser Typ wird durch das Lernen einer neuen Übung erregt, was selbst dann gilt, wenn die neue Aktivität schwer ist. Es ist „neu“ und anregend – und das ist alles, was zählt.

Sport

Was Sport angeht, wird dieser Typ mehr von Extremsportarten, Kontaktsportarten wie American Football und Kampfsportarten angezogen. Er ist gut bei Individualsportarten, was insbesondere für Aktivitäten von kurzer Dauer gilt (Sprints, Würfe, Sprünge, usw.)

Training mit Gewichten

Dieser Typ neigt dazu, sich mehr zu leistungsorientierten Kraftsportarten als zu Bodybuilding Wettkämpfen hingezogen zu fühlen. Dies sind die, die zu guten CrossFit Athleten werden. Auch Elite Powerlifter können in diese Kategorie fallen – insbesondere diejenigen, die sich von Natur aus zu einem Trainingssystem mit viel Abwechslung, wie z.B. dem Westside Barbell System, hingezogen fühlen.

Ernährung

Dieser Typ kommt gut mit einer kohlenhydratarmen Ernährung zurecht, bei der Kohlenhydrate nur rund um das Training zugeführt werden, aber er braucht häufigere Refeeds an jedem dritten oder vierten Tag. Dieser Typ ist außerdem mit einer höheren Zufuhr von Protein besser beraten.

Typ 2: Der nach Belohung Suchende

Dieser Typ wird mit niedrigeren Norepinephrin Basisspiegeln in Verbindung gebracht. Dieser Neurotransmitter putscht nicht nur auf, sondern ist auch für ein allgemeines Gefühl des Wohlbefindens und für das Selbstvertrauen verantwortlich. Niedrige Norepinephrinspiegel führen zu einem depressiven Zustand, einem Mangel an Erregung und niedriger Motivation. Um dem entgegen zu wirken, sucht dieser Typ nach „Belohnungen“, um seine Norepinephrinspiegel zu erhöhen, was jedoch auch dazu führen kann, dass er ein höheres Risiko für Abhängigkeiten aufweist.

Dies ist der Typ von Mensch, der anderen gefallen will und dessen Selbstvertrauen darauf basiert, wie andere ihn wahrnehmen. Es ist für diese Menschen sehr wichtig, gemocht, respektiert und sogar bewundert zu werden.

Diese Menschen kommen mit sozialen Situationen gut zurecht, weil sie sich geschätzt und anerkannt fühlen wollen. Sie sind umgänglich, empathisch und reagieren sehr sensibel auf subtile soziale Hinweise, was es ihnen leicht macht, Freunde zu finden, welche sie auch brauchen. Ihnen sind andere Menschen tatsächlich wichtig. Doch aufgrund ihrer Abhängigkeit von der Wahrnehmung durch andere und ihrem Wunsch, anderen zu gefallen, können sie auch leicht ausgenutzt werden.

Dieser Typ von Persönlichkeit wird alles tun, um anderen zu helfen, was selbst dann gilt, wenn dies bedeutet, dass er selbst zu kurz kommt. Diese Menschen werden davon angetrieben, in Gegenwart anderer gut auszusehen und gemocht zu werden. Für sie gibt es nichts schlimmeres, als andere zu enttäuschen. Aufgrund dieser Einstellung werden sie viel auf sich nehmen, um ihre Ziele zu erreichen.

Sport

Sie neigen dazu, mit Individualsportarten schlechter zurecht zu kommen, da sie sich selbst stark unter Druck setzen. Sie sind deshalb bei Individualsportarten in der Regel nicht besonders gut, geben aber gute Teamspieler ab. Sie sind selten die „Superstars“, aber sie sind gewillt alles zu tun, um dem Team zu helfen und sich Respekt zu verdienen.

Training mit Gewichten

Sie fühlen sich von Bodybuilding und Körpersportarten angezogen da toll auszusehen ein Weg ist, sich die Bewunderung anderer zu verdienen und Selbstvertrauen aufzubauen. Wenn es jedoch um Wettkämpfe (Bodybuilding, Figurklasse, usw.) geht, kann es ihnen sehr vie schwerer als anderen fallen, maximale Leistungen zu erbringen, da der Stress beurteilt zu werden, ihre Kortisolspiegel erhöhen, was Wassereinlagerungen fördert und es schwerer macht, die Muskeln mit Glykogen aufzuladen.

Ernährung

Dieser Typ ist normalerweise gut darin, einen Ernährungsplan einzuhalten, wenn er hierüber Rechenschaft ablegen muss. Er wird dies tun, weil er seinem Ernährungstrainer gefallen möchte. Da Nahrungsmittel jedoch als Belohnung angesehen werden können, kann dieser Typ auch leicht von Schummelnahrungsmitteln und Junkfood abhängig werden. Dies sind die Menschen, die alle „schlechten“ Nahrungsmittel aus ihrer Ernährung verbannen müssen und die Refeeds nur mit Nahrungsmitteln ausführen dürfen, die bereits Bestandteil ihrer regulären Ernährung sind.

Typ 3: Der Schadensvermeider

Der Schadensvermeider wird mit niedrigen Serotoninspiegeln in Verbindung gebracht, die sein Verhalten und wie er sich fühlt beeinflussen. Niedrige Serotoninspiegel können zu einer schnelleren Ermüdung und niedrigeren Basisenergiespiegeln führen. Wenn Du in dieses Profil passt, dann neigst Du wahrscheinlich dazu, unangenehme Situationen, Bestrafungen und Konflikte in größerem Umfang als andere Menschen zu meiden. Du fühlst Dich in familiären Situationen, die Du kontrollieren kannst, am besten.

Diese Menschen neigen dazu, schüchtern und introvertiert zu sein. Sie sind anfälliger gegenüber Kritik und selbst konstruktive Kritik kann Unbehagen und Angst hervorrufen. Ihr höherer Level an Ängstlichkeit führt zu einer Überproduktion von Kortisol, was ihre Muskelzuwächse beeinträchtigen kann.

Unerwartete Änderungen von Plänen regen diesen Typ von Mensch auf und verursachen eine enorme Stressreaktion. Diese Menschen sind für gewöhnlich sorgfältige Planer, was insbesondere dann gilt, wenn eine Situation potentiellen Schaden oder Risiken repräsentiert. Aus diesem Grund sind sie gut organisiert. Unter Stress können sie sich jedoch durch Angst gehemmt fühlen, was zu Prokrastination – oder „Aufschieberitis“ – und Problemen beim Treffen von Entscheidungen führen kann.

Die treibende Kraft bei Schadensvermeidern ist, sich von Stress und Verletzungen fern zu halten. Wenn es ums Training geht, neigen diese Menschen dazu, mehr von routinemäßigen Aktivitäten angezogen zu werden, die sie bereits in der Vergangenheit gemeistert haben. Anders als der Typ, der ständig nach etwas Neuem sucht, mag dieser Typ Abwechslung und neue Dinge im Fitnessstudio nicht. Er wird z.B. davon gestresst werden, neue komplexe Übungen zu lernen.

Diese Menschen verfügen jedoch über einen hervorragenden Fokus beim Training. Sie sind Perfektionisten und häufig „technische Streber“. Sie neigen jedoch dazu, bei der Wahl ihrer Trainingsgewichte konservativer zu sein. Sie sind gut darin, Pläne einzuhalten, was manchmal schon an Zwangsstörungen grenzen kann.

Sport

Dieser Typ fühlt sich mehr zu Sportarten hingezogen, bei denen weniger unvorhersehbare Ereignisse auftreten und die einen niedrigen Risikofaktor aufweisen. Er mag keine Kontaktsportarten oder Sportarten, bei denen zufallsbedingte Ereignisse ein wichtiger Teil des Spiels sind.

Training mit Gewichten

Dieser Typ kommt besser mit statischen Programmen zurecht, bei denen sich die Übungen und andere Variablen (Methoden, Lastschemata und Pausenintervalle) nur schrittweise ändern. Ein gutes Beispiel wäre 5/3/1 von Jim Wendler.

Dieser Typ weist aufgrund seines höheren Levels an Ängstlichkeit eine stärkere Kortisolreaktion auf Stress als andere Menschen auf. Auch wenn dieser Typ eine sehr hohe Arbeitskapazität aufweist, kann ein zu hohes Volumen aufgrund einer Überproduktion von Kortisol seine Zuwächse begrenzen.

Ernährung

Dieser Typ kommt mit einer Ernährung mit beschränkter Kohlenhydratzufuhr in der Regel nicht besonders gut zurecht. Er braucht zumindest eine minimale Menge an Kohlenhydraten bei jeder Mahlzeit, um sowohl die Kortisolspiegel zu senken, als auch um zu verhindern, dass die Serotoninspiegel noch weiter sinken. Kohlehydrate vor dem Training (zur Senkung der Kortisolspiegel) und am späten Abend (zur Erhöhung der Serotoninspiegel) sind besonders wichtig.

Welcher Typ bist Du?

Was ist Dein neurologischer Typ? Und was bedeutet dies, wenn es um Training und Ernährung geht? Mit diesen Fragen wird sich der Rest dieser Artikelserie beschäftigen. Am Ende wirst Du genau wissen, wie Du trainieren und wie Du Dich ernähren solltest, um Deine Ziele zu erreichen.

Wenn Du einmal das richtige Programm für Deinen Typ gewählt hast, dann wirst Du von den Zuwächsen, die Du erzielen wirst, schockiert sein. Diese Art der Typisierung stellt die Zukunft des Trainings dar.

Quelle:https://www.t-nation.com/training/nonstop-natural-gains-the-neuro-typing-system

Von Christian Thibaudeau

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