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Die basische Ernährung: Ein wissenschaftsbasiertes Review

Die basische Ernährung: Ein wissenschaftsbasiertes Review

Die basische Ernährung basiert auf der Idee, dass das Ersetzen säurebildender Nahrungsmittel durch basische Nahrungsmittel die Gesundheit verbessern kann. Fürsprecher dieser Ernährungsweise behaupten sogar, dass sie dabei helfen kann, ernsthafte Erkrankungen wie Krebs zu bekämpfen.

Dieser Artikel wird einen genaueren Blick auf die Wissenschaft hinter der basischen Ernährung werfen.

 

Was ist die basische Ernährung?

Die Grundvoraussetzung für die basische Ernährung ist, dass Deine Ernährung den pH Wert – der als Maß für den Säuregrad dient – Deines Körpers verändern kann. Dein Stoffwechsel – die Umwandlung von Nahrung in Energie – wird manchmal mit einem Feuer beschrieben. Beides umfasst chemische Reaktionen, die eine solide Masse abbauen.

Die chemischen Reaktionen in Deinem Körper laufen jedoch auf langsame und kontrollierte Art und Weise ab. Wenn Dinge verbrennen, dann bleibt ein Ascherest zurück. Auf ähnliche Art und Weise hinterlassen auch die Nahrungsmittel, die Du isst „Asche“ Reste zurück, die als stoffwechseltechnische Abfallprodukte bekannt sind.

Wie sich herausstellt, können diese stoffwechseltechnischen Abfallprodukte basisch – auch als neutral bezeichnet – oder sauer sein. Fürsprecher der basischen Ernährung behaupten, dass stoffwechseltechnische Abfallprodukte den Säuregrad Deines Körpers direkt beeinflussen können.

Mit anderen Worten ausgedrückt würde dies bedeuten, dass wenn Du Nahrungsmittel isst, die saure Asche zurücklassen, dies Dein Blut sauer machen würde. Der Verzehr von Nahrungsmittel, die basische Asche zurücklassen, würde Dein Blut hingegen basischer machen.

Anhänger der Säure-Asche Hypothese glauben, dass saure Asche Dich anfälliger für Krankheiten macht, während basische Asche als schützend angesehen wird. Durch die Wahl von mehr basischen Nahrungsmitteln sollte man dieser Hypothese zufolge dazu in der Lage sein, im Körper ein basischeres Umfeld zu generieren und die Gesundheit zu verbessern.

Nahrungsmittel, die saure Asche zurücklassen sollen, umfassen Protein, Phosphate und Schwefel, während basische Verbindungen Kalzium, Magnesium und Kalium umfassen (1, 2).

Bestimmte Nahrungsmittelgruppen werden als sauer, basisch oder neutral angesehen:

  • Sauer: Fleisch, Geflügel, Fisch, Milchprodukte, Eier, Getreide und Alkohol.
  • Neutral: Natürliche Fette, Stärke und Zucker.
  • Basisch: Obst, Nüsse, Hülsenfrüchte und Gemüse.

 

Zusammenfassung: Laut der Fürsprecher der basischen Ernährung können die stoffwechseltechnischen Abfallprodukte – oder Aschen – die bei der Verbrennung von Nahrungsmitteln im Körper zurück bleiben, den Säuregrad des Blutes direkt beeinflussen.

 

Die Regulierung der pH Werte im Körper

Wenn man über die basische Ernährung spricht, dann ist es wichtig, das Konzept des pH Wertes zu verstehen. Einfach gesagt ist der pH Wert ein Maß dafür, wie sauer oder basisch etwas ist.

Der pH wert reicht von 0 bis 14:

  • Sauer: 0,0–6,9
  • Neutral: 7,0
  • Basisch: 7,1–14,0

 

Viele Fürsprecher dieser Ernährung empfehlen den pH Wert des Urins zu überwachen und sicherzustellen, dass dieser basisch (über 7) und nicht sauer (unter 7) ist. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass der pH Wert innerhalb des Körpers stark variiert. Während einige Bereiche sauer sind, sind andere basisch – es gibt also keinen festen Wert.

Dein Magen ist mit Salzsäure überladen, was dem Umfeld des Magens einen pH Wert von 2 bis 3,5 verleiht, was sehr sauer ist. Dieser Säuregrad ist notwendig, um Nahrung aufzubrechen. Das menschliche Blut ist hingegen immer leicht basisch und weist einen pH Wert von 7,36 bis 7,44 auf (3). Wenn der pH Wert des Blutes außerhalb dieses Normalbereichs fällt, dann kann dies tödlich sein, falls es nicht behandelt wird (4).

Dies geschieht jedoch nur im Rahmen bestimmter Krankheitszustände – wie z.B. einer Ketoazidose bei einer Diabetes, während des Verhungerns oder unter dem Einfluss eines Alkoholkonsums – und hat wenig mit Deiner Ernährung zu tun (5, 6, 7).

Zusammenfassung: Der pH Wert misst den Säuregrad einer Substanz. Im Körper gibt es Bereich mit saurem Umfeld, wie den Magen und Bereiche mit einem basischen Umfeld, wie das Blut.

 

Nahrungsmittel beeinflussen den pH Wert des Urins, aber nicht dem pH Wert des Blutes

Es ist für die Gesundheit von entscheidender Bedeutung, dass der pH Wert des Blutes konstant bleibt. Wenn dieser sich außerhalb des normalen Bereichs befinden würde, dann würden die Zellen des Körpers aufhören zu funktionieren und Du würdest sehr schnell sterben, wenn dies unbehandelt bliebe.

Aus diesem Grund verfügt der Körper über viele effektive Wege, sein pH Gleichgewicht sehr engmaschig zu regulieren. Dies ist auch als das Säure-Basen Gleichgewicht bekannt.

In der Tat ist es bei gesunden Menschen nahezu unmöglich, durch Nahrung den pH Wert des Blutes zu verändern, auch wenn minimale Fluktuationen innerhalb des normalen Bereichs zustande kommen können. Nahrung kann jedoch definitiv den pH Wert des Urins verändern, wobei dieser Effekt variabel ist (1, 8).

Die Ausscheidung von Säuren über den Urin ist einer der Hauptmechanismen, über die der Körper seinen pH Wert reguliert. Wenn Du ein großes Steak isst, dann wird Dein Urin einige Stunden später saurer ausfallen, da Dein Körper stoffwechseltechnische Abfallprodukte über den Urin ausscheidet. Aus diesem Grund ist der pH Wert des Urins ein schlechter Indikator für den körperweiten pH Wert und die allgemeine Gesundheit. Darüber hinaus kann der pH Wert des Urins auch durch andere Faktoren als die Ernährung beeinflusst werden.

Zusammenfassung: Dein Körper reguliert den pH Wert des Blutes sehr engmaschig. Bei gesunden Menschen besitzt die Ernährung keinen signifikanten Einfluss auf den pH Wert des Blutes – sie kann jedoch den pH Wert des Urins verändern.

 

Säurebildende Nahrungsmittel und Osteoporose

Osteoporose ist eine progressiv verlaufende Knochenkrankheit, die durch einen reduzierten Mineralstoffgehalt der Knochen charakterisiert wird. Diese Erkrankung ist unter postmenopausalen Frauen besonders weit verbreitet und kann das Risiko für Knochenbrüche drastisch erhöhen.

Viele Fürsprecher einer basischen Ernährung glauben, dass Dein Körper, um einen konstanten pH Wert des Blutes aufrecht zu erhalten, alkalische Minerale wie Kalzium aus den Knochen verwendet, um die Säuren zu puffern, die durch den Verzehr säurebildender Nahrungsmittel entstehen.

Laut dieser Theorie werden säurebildende Ernährungsformen wie die westliche Ernährung eine Reduzierung der Mineraldichte der Knochen hervorrufen. Diese Theorie ist auch als „Säure-Asche Hypothese der Osteoporose“ bekannt. Diese Theorie ignoriert jedoch die Funktion der Nieren, welche für die Ausscheidung von Säure und die Regulierung des pH Wertes von entscheidender Bedeutung ist. Die Nieren produzieren Bicarbonat Ionen, die Säuren im Blut neutralisieren und es Deinem Körper erlauben, den pH Wert des Blutes engmaschig zu kontrollieren (9).

Auch Dein Atemsystem ist an der Kontrolle des Blut pH Wertes beteiligt. Wenn Bicarbonat Ionen aus den Nieren Säuren im Blut binden, dann entstehen Kohlendioxid, das über die Lunge ausgeschieden wird und Wasser, das über den Urin ausgeschieden wird.

Die Säure-Asche Hypothese ignoriert außerdem einen der wichtigsten Faktoren, der mit für die Entstehung von Osteoporose verantwortlich ist – einen Verlust von Protein Kollagen aus den Knochen (10, 11). Ironischerweise wird dieser Kollagenverlust mit niedrigen Spiegeln von zwei Säuren – Kieselsäure und Ascorbinsäure oder Vitamin C – in der Ernährung in Verbindung gebracht (12).

Du solltest außerdem im Hinterkopf behalten, dass wissenschaftliche Untersuchungen, die über die Nahrung zugeführte Säuren mit der Knochendichte oder dem Risiko für Frakturen in Verbindung bringen, durchwachsene Ergebnisse liefern. Während viele Observationsstudien keine Verbindung feststellen konnten, haben andere eine signifikante Verbindung identifiziert (13, 14, 15, 16, 17).

Klinische Untersuchungen, die dazu neigen, akkurater zu sein, kamen zu dem Ergebnis, dass säurebildende Ernährungsformen keinen Einfluss auf die Kalziumspiegel im Körper besitzen (9, 18, 19). Wenn überhaupt, dann verbessern diese Ernährungsformen sogar die Knochengesundheit durch eine Erhöhung der Kalziumeinbehaltung und eine Aktivierung des IGF-1 Hormons, welches Reparatur von Muskeln und Knochen anregt (20, 21).

Als solches kann eine proteinreiche, säurebildende Ernährung wahrscheinlich mit einer besseren Knochengesundheit in Verbindung gebracht werden.

Zusammenfassung: Auch wenn die Studienlage durchwachsen ist, unterstützen die meisten Untersuchungen die Theorie, dass säurebildende Ernährungsformen die Knochen schädigen, nicht. Protein, ein „saurer“ Nährstoff scheint in dieser Hinsicht sogar von Vorteil zu sein.

 

Säuren und Krebs

Viele Menschen behaupten, dass Krebs nur in einem sauren Umfeld wächst und durch eine basische Ernährung behandelt oder sogar geheilt werden kann. Umfassendere Untersuchungen der Beziehung zwischen einer nahrungsinduzierten Azidose – oder einer durch die Ernährung bewirkten Erhöhung des Säuregrades des Blutes – und Krebs kommen jedoch zu dem Ergebnis, dass es keine direkte Verbindung gibt (22, 23).

Zuerst einmal beeinflusst die Nahrung den pH Wert des Blutes nicht signifikant (8, 24). Und selbst unter der Annahme, dass Nahrung den pH Wert des Blutes oder unterschiedlicher Körpergewebe dramatisch verändern könnte, sind Krebszellen nicht auf ein saures Umfeld beschränkt.

Krebs wächst in normalem Körpergewebe, welches einen leicht basischen pH Wert von 7,4 aufweist. Im Rahmen vieler Experimente konnten Krebszellen in einem basischen Umfeld zum Wachsen gebracht werden (25). Und auch wenn Tumore in einem sauren Umfeld schneller wachsen, generieren Tumore ihre Säuren selbst. Es ist nicht das saure Umfeld, das den Krebs generiert – es ist der Krebs, der ein saures Umfeld generiert (26).

Zusammenfassung: Es gibt keine Verbindung zwischen einer säurebildenden Ernährung und Krebs. Krebszellen wachsen auch in einem basischen Umfeld.

 

Die Ernährung unserer Vorfahren und Säure

Eine Untersuchung der Säure-Basen Theorie aus evolutionärer und wissenschaftlicher Perspektive zeigt Diskrepanzen. Eine Studie, die abschätzte, dass 87% der Menschen aus der präagrikulturellen Zeit, eine basische Ernährungsweise befolgten, bildet das zentrale Argument, das die moderne basische Ernährung unterstützt (27).

Aktuellere Untersuchungen schätzen hingegen ab, dass die Hälfte der präagrikulturellen Menschen Netto basische Ernährungsformen befolgte, während die andere Hälfte eine Netto säurebildende Ernährung befolgte (28).

Man sollte in diesem Zusammenhang im Hinterkopf behalten, dass unsere Vorfahren in sehr unterschiedlichen Klimazonen mit Zugang zu einem sehr unterschiedlichen Nahrungsangebot lebten. Säurebildende Ernährungsformen waren unter Menschen, die weiter nördlich des Äquators, außerhalb des tropischen Bereichs lebten, weiter verbreitet (29).

Trotz der Tatsache, dass etwa die Hälfte der Jäger und Sammler Kulturen eine netto säurebildende Ernährungsweise befolgten, waren moderne Krankheiten bei diesen Völkern sehr viel seltener (30).

Zusammenfassung: Aktuelle Studien legen nahe, dass etwa die Hälfte unserer frühen Vorfahren eine säurebildende Ernährung befolgte, was insbesondere für Menschen gilt, die weiter entfernt vom Äquator lebten.

 

Fazit

Eine basische Ernährung ist recht gesund, da sie zum Konsum von Obst, Gemüse und gesunder Pflanzennahrung ermutigt, während gleichzeitig verarbeitetes Junkfood minimiert wird.

Die Ansicht, dass diese Ernährungsform die Gesundheit aufgrund ihrer basischen Auswirkungen fördert, ist jedoch suspekt. Diese Behauptungen werden nicht durch verlässliche Humanstudien belegt,

Einige Studien legen jedoch positive Auswirkungen bei einer sehr kleinen Personengruppe nahe – Menschen, die unter chronischen Erkrankungen der Nieren leiden, könnten von einer basischen Ernährung, die arm an Protein ist, profitieren (31).

Im Allgemeinen ist die basische Ernährung jedoch nur deshalb gesund, weil sie auf vollwertigen und unverarbeiteten Nahrungsmitteln basiert. Es gibt keine verlässlichen Fakten, die nahelegen, dass dies irgendetwas mit dem pH Wert zu tun haben könnte.

 

Referenzen:

  1. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7797810
  2. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1562900/
  3. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4670772/
  4. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20308999
  5. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23547550
  6. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27752032
  7. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16714496
  8. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23551968
  9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19948674
  10. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19760059
  11. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9514209
  12. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23273614
  13. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21289203
  14. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20459740
  15. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20005315
  16. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23873776/
  17. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28405729
  18. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1359/jbmr.090515/ful
  19. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21529374
  20. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19754972
  21. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16373952
  22. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22853725
  23. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4916623/
  24. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9176848
  25. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8605731
  26. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18301995
  27. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12450898
  28. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20042527
  29. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2070260
  30. http://piel-l.org/blog/wp-content/uploads/2011/06/Autores_en_una_publicacion_cientifica.pdf
  31. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28117137

 

Quelle: https://www.healthline.com/nutrition/the-alkaline-diet-myth

 

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