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Ipriflavon

Ipriflavon (chemische Struktur: 7-Isopropoxyisoflavon) ist ein Isoflavonoid, das aus dem Sojaisoflavon Daidzein synthetisiert wird. Es verspricht einen erfolgreichen Einsatz in der Prävention und Behandlung von Osteoporose und anderen Knochenstoffwechsel-erkrankungen. Ipriflavon wurde in den dreißiger Jahren entdeckt, rückte aber erst in jüngerer Zeit in das Blickfeld der internationalen medizinischen Forschung. Mehr als 150 klinische und tierexperimentelle Studien zur Sicherheit und Effektivität von Ipriflavon wurden in Italien, Ungarn und Japan durchgeführt. Bis 1997 wurden 2769 Patienten über insgesamt 3132 Patientenjahre behandelt.

Pharmakokinetik

Ipriflavon wird hauptsächlich in der Leber metabolisiert und mit dem Harn ausgeschieden. Nahrungsaufnahme scheint seine Resorption zu verbessern. Bei der Verabreichung an eine Gruppe von gesunden männlichen Freiwilligen fand sich, dass 80% einer 200-mg-Dosis Ipriflavon resorbiert werden, wenn sie unmittelbar nach dem Frühstück eingenommen wird. Hinsichtlich des Ipriflavonstoffwechsels ließen sich bei älteren Patienten mit Osteoporose oder leichten Formen der Niereninsuffizienz keine signifikanten Differenzen im Vergleich zu jungen gesunden Probanden feststellen. Untersuchungen an Ratten mit markiertem Ipriflavon ergaben, dass die Speicherung vorwiegend in Gastrointestinaltrakt, Leber, Nieren, Knochen und Nebennieren erfolgt.

Wirkmechanismen

Antiresorptiver Mechanismus: In einer tierexperimentellen Studie wurde nachgewiesen, dass Ipriflavon als Inhibitor der Parathyreoidhormon-, Vitamin D-, PGE2- und Interleukin-1-beta-stimulierten Knochenresorption fungiert. Bonnuci et al. stellten fest, dass bei Ratten die parathyreoidstimulierte Osteoklastenaktivität und die daraus resultierende Hyperkalzämie dosisabhängig durch eine Ipriflavonsupplementation gehemmt werden. Knochenbildender Mechanismus: Eine In-vitro-Untersuchung der osteoblastischen Effekte von Ipriflavon und seinen Metaboliten resultierte in äußerst interessanten Erkenntnissen. Ipriflavon und einer seiner Metaboliten stimulierten die Zellproliferation einer osteoblastenähnlichen Zell-Linie (UMR-106a - eine Zell-Linie, die häufig eingesetzt wird, um die Effekte verschiedener Hormone und Medikamente auf den Knochenstoffwechsel zu untersuchen). Ipriflavon und einer seiner Metaboliten erhöhten die Alkalische Phosphatase-Aktivität, während ein weiterer Ipriflavon-Metabolit die Kollagenbildung stimulierte. Darüber hinaus ist Ipriflavon allein in der Lage, die Parathyreoidhormonaktivität zu hemmen. Fehlen des direkten Östrogeneffektes: Einer der Vorteile von Ipriflavon in der Behandlung der Osteoporose ist das Fehlen einer direkten östrogenen Wirkung. Melis et al. verabreichten Ipriflavon oder Plazebo an eine Gruppe von 15 postmenopausalen Frauen. LH, FSH, Prolaktin und Östradiol wurden nach einer oralen Einzeldosis von 600 mg oder 1000 mg sowie nach 7-, 14- und 21-tägiger Behandlung mit 600 oder 1000 mg gemessen. Es gab keinerlei Unterschiede hinsichtlich der endokrinen Parameter zwischen der Ipriflavon- und der Plazebogruppe. Die Vaginalzytologie war nach 21-tägiger Behandlung mit Ipriflavon oder Plazebo unverändert im Vergleich zu einem signifikanten Anstieg der superficialen Vaginalzellen in der östrogenbehandelten Gruppe. Die In-vitro-Untersuchung der Interaktion zwischen Ipriflavon und präosteoklastischen Zell-Linien ergab, dass diese nicht durch eine direkte Interaktion mit Östrogenrezeptoren vermittelt wird. Stattdessen wurden spezifische Bindungsstellen für Ipriflavon in den Zellkernen von Präosteoklasten identifiziert. Die Existenz von Ipriflavon-Bindungsstellen wurde durch Miyauchi und Mitarbeiter bestätigt. Diese Arbeitsgruppe identifizierte 2 Klassen von Bindungsstellen bei Kückenosteoklasten und deren Vorstufen. Ähnliche Ipriflavon-Bindungsstellen konnten in menschlichen Leukämiezellen identifiziert werden, einer Zell-Linie mit ähnlichen Charakteristika wie Osteoklastenvorstufen. Obwohl Ipriflavon keinen direkten Östrogeneffekt aufweist, scheint es den Östrogeneffekt zu potenzieren. Die Kalzitoninsekretion wird durch Östrogen moduliert. Während Ipriflavon allein keinen Anstieg der Kalzitoninspiegel auslöst, wirkt es synergistisch mit Östrogen, so dass geringere Östrogen-Dosen für die Normalisierung der Kalzitoninsekretion ausreichen. Offenbar erhöht Ipriflavon die Sensitivität der Schilddrüse gegenüber der östrogenstimulierten Sekretion.

Therapiestudien

In den letzten 10 Jahren sind mehr als 60 klinische Studien zur Anwendung von Ipriflavon in der Vorbeugung und in der Behandlung (Umkehrung) von Knochensubstanzverlusten durchgeführt worden, ein Großteil davon unter doppelblinden und plazebokontrollierten Bedingungen. Ein Überblick über diese Studien folgt. Postmenopausale Osteoporose: Ipriflavon wurde in zahlreichen plazebokontrollierten Doppelblindstudien in Italien, Ungarn und Japan untersucht. Dabei fand in den meisten Studien dasselbe Behandlungsprotokoll Anwendung: 200 mg Ipriflavon oder Plazebo 3-mal täglich. In fast allen Studien wurde sowohl der Ipriflavon- als auch der Plazebogruppe zusätzlich Kalzium (500 bis 1000 mg) verabreicht. Mehrere 2-Jahres-Studien an postmenopausalen Frauen (mittleres Alter 50-65) führten zu dem Ergebnis, dass in den Ipriflavon-Gruppen die Knochenmasse erhalten oder leicht verbessert wurde, während die Plazebogruppen einen signifikanten Knochenschwund aufwiesen. Darüber hinaus spricht einiges dafür, dass Ipriflavon besonders effektiv in der Behandlung der senilen Osteoporose eingesetzt werden kann (Osteoporose bei Frauen oder Männern über 65). Dies ist das Ergebnis von 2 Studien in sieben italienischen Zentren. In diesen Studien wurden insgesamt 112 Probanden zwischen 65 und 79 Jahren über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet. Die Probanden erhielten täglich entweder 600 mg Ipriflavon + 1g Kalzium oder Plazebo + 1g Kalzium. In den Ipriflavon-Gruppen wurde ein 4-6%iger Zuwachs in der Knochendichte registriert, während in den Plazebogruppen die Knochendichte um 3% abnahm. Das klinisch relevanteste Ergebnis in der größeren der zwei Studien war jedoch die Abnahme der Frakturraten in der Ipriflavongruppe (2 von 41 Patienten in der Ipriflavongruppe im Gegensatz zu 11 von 43 Patienten in der Plazebogruppe).

Ipriflavon zur Behandlung der Osteoporose in Kombination mit anderen Nährstoffen oder Medikamenten

Ipriflavon verbessert die Wirkung anderer knochenschützender Substanzen einschließlich 1a-Hydroxyvitamin D ( eine Form, die in Japan zur Osteoporosetherapie eingesetzt wird). Mehrere Studien untersuchten den Effekt von Ipriflavon und Östrogen in der Behandlung der Osteoporose. Während niedrige Dosen von konjugiertem Östrogen (0,15-0,30 mg/Tag) ausreichen, um Hitzewallungen und andere neurovegetative Symptome der Menopause zu unterdrücken, müssen zur Erzielung einer osteoprotektiven Wirkung höhere Dosen (0,625 mg/Tag oder höher) eingesetzt werden. Mehrere Untersuchungen belegen, dass in der Kombination mit Ipriflavon auch niedrigere Dosen von Östrogen zum Knochenschutz ausreichen.

Ipriflavon gegen Lachs-Kalzitonin

In einer offenen kontrollierten 12-Monats-Untersuchung an 40 postmenopausalen Frauen wurde Ipriflavon mit Lachs-Kalzitonin verglichen. Nach 12-monatiger Behandlung wurde in beiden Gruppen eine signifikante Verbesserung der Knochendichte beobachtet: eine 4,3 %ige Verbesserung der Knochendichte in der Ipriflavongruppe und ein 1,9%iger Zuwachs in der Kalzitoningruppe.

Ipriflavon in der Prävention der chirurgischen oder medikamenteninduzierten Osteoporose

Forschungsgruppen untersuchten den therapeutischen Nutzen von Ipriflavon bei der Verminderung von iatrogenen Knochensubstanzverlusten infolge einer Behandlung mit GnRH-A. In einer doppelblinden plazebokontrollierten Untersuchung wurden 78 Patientinnen, die mit GnRH-Agonisten behandelt wurden (3,75 mg Leuprorelin alle 30 Tage über 6 Monate) in 2 Studiengruppen randomisiert, die entweder Ipriflavon (600 mg/Tag) oder Plazebo erhielten. Beiden Gruppen wurden zusätzlich 500 mg/Tag Kalzium verabreicht. In der Plazebogruppe waren die Marker des Knochenumbaus (Hydroxyprolin im Harn und Osteokalzin) signifikant erhöht, während zusätzlich die Knochenmineraldichte nach 6 Monaten signifikant abgefallen war. Im Gegensatz dazu fanden sich keine Veränderungen in der Knochendichte oder bei den Knochenumbaumarkern in der mit Ipriflavon behandelten Gruppe. Tierexperimentelle Studien belegen zudem, dass Ipriflavon den Knochenschwund bei Langzeit-Kortikosteroidtherapie und bei Immobilisierung verringert.

Ipriflavon in der Behandlung weiterer Erkrankungen

Ipriflavon wurde auch bei anderen Krankheitsbildern, die das Skelettsystem betreffen, erfolgreich eingesetzt. Das Spektrum umfasst u.a. die Ostitis deformans Paget, den Hyperparathyreoidismus, die Otosklerose und die renale Osteodystrophie.

Bedarf im Sport

7-isopropoxyisoflavon ist ein anaboles Ipriflavon d.h. es baut Muskeln und Knochen auf. Ipriflavon ist ein Nährstoff-Teilender Wirkstoff, d.h. er leitet der Muskel- und Knochenbildung Nährstoffe zu und leitet sie so weiter, dass sie nicht Fett gespeichert werden. In Tierstudien ergab sich, wenn Ipriflavon dem Futter hinzugefügt wurde, eine Gewichtzunahme von sieben bis 20 Prozent bei gleich bleibender Futtermenge. Bei genauerer Untersuchung wurde festgestellt, dass es sich um eine Gewichtzunahme bei der Muskelmasse und nicht beim Fett handelte. Der Fettgehalt verringerte sich bei allen Tieren. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass die Stickstoffspeicherung wie auch die Methioninaufnahme der Muskeln zunahmen. Beides sind Anzeiger für anabole Aktivität. Ipriflavon erhöht außerdem die Ausdauer. Bei einem Experiment wurde Ratten drei Gramm Traglast pro 100 Gramm Körpergewicht angehängt. Dann hatten sie in kaltem Wasser zu schwimmen. Ipriflavon erhöhte drastisch die Zeit, während der sie schwimmen konnten. Die Kontrolltiere verbesserten sich in einem Zeitraum von 45 Tagen von 166 auf 196 Minuten, die mit Ipriflavon gefütterten Tiere steigerten sich dagegen von 162 auf 255! Des Weiteren senkt Ipriflavon den Cholestrinspiegel und senkt das schlechte LDL-Cholesterin, wobei es gleichzeitig das gute HDL-Cholesterin erhöht. Viele Athleten berichteten dass wehrend der Einnahme von Ipriflavon, Rückenschmerzen und andere Beschwerden am passiven Bewegungsapparat gelindert wurden, bzw. schneller abheilten. Meine Empfehlung ist eine Dosierung von 800- 1250mg täglich, verteilt auf mehrere Einzelgaben einzunehmen.

Sicherheit und Nebenwirkungen

Ipriflavon ist bei einer Verwendung unter medizinischer Überwachung für die meisten Menschen wahrscheinlich sicher und unbedenklich. Ipriflavon kann Nebenwirkungen wie Magenschmerzen, Durchfall und Schwindel hervorrufen.

Es gibt Bedenken, dass Ipriflavon eine Reduzierung der Anzahl der weißen Blutkörperchen bei Menschen hervorrufen könnte, die es für mehr als 6 Monate einnehmen. Aus diesem Grund sollte – insbesondere bei einer Langzeiteinnahme von Ipriflavon – die Anzahl der weißen Blutkörperchen überwacht werden.

Vorsichtsmaßnahmen und Warnungen

Schwangerschaft und Stillzeit: Es ist nicht genug über die Sicherheit von Ipriflavon während Schwangerschaft und Stillzeit bekannt. Aus diesem Grund sollten schwangere und stillende Frauen sicherheitshalber auf Ipriflavon verzichten.

Geschwächtes Immunsystem: Ipriflavon kann die Anzahl der weißen Blutkörperchen reduzieren, wodurch es für den Körper schwieriger wird, Infektionen zu bekämpfen. Dies ist bei Menschen, die aufgrund einer AIDS Erkrankung, einer Chemotherapie, einer Einnahme von Medikamenten zur Unterdrückung der Immunfunktion nach einer Organspende oder aus anderen Gründen bereits ein geschwächtes Immunsystem aufweisen, besonders bedenklich. Wenn man unter einem geschwächten Immunsystem leidet, sollte man eine Einnahme von Ipriflavon mit dem behandelnden Arzt absprechen.

Niedrige Anzahl weißer Blutkörperchen (Lymphozytopenie): Da Ipriflavon eine Lymphozytopenie hervorrufen kann, gibt es Bedenken, dass es eine bereits existierende Lymphozytopenie verschlimmern könnte.

Wechselwirkungen

Bei einer Kombination von Ipriflavon mit folgenden Medikamenten sollte man vorsichtig sein:

Medikamente, die über die Leber abgebaut werden (Cytochrom P450 1A2 (CYP1A2) Substrate, Cytochrom P450 2C9 (CYP2C9) Substrate)

Einige Medikamente werden durch die Leber abgebaut. Ipriflavon kann die Geschwindigkeit, mit der die Leber bestimmte Medikamente abbaut, reduzieren. Die Einnahme von Ipriflavon in Verbindung mit Medikamenten, die über die Leber abgebaut werden, kann Wirkungen und Nebenwirkungen einiger Medikamente erhöhen. Aus diesem Grund sollte man vor der Einnahme von Ipriflavon den behandelnden Arzt konsultieren, wenn man Medikamente einnimmt, die über die Leber abgebaut werden.

Medikamente, die die Funktion des Immunsystems reduzieren

Ipriflavon könnte die Funktion des Immunsystems reduzieren. Eine Einnahme von Ipriflavon in Kombination mit Medikamenten, die die Funktion des Immunsystems reduzieren, könnte die Funktion des Immunsystems zu stark reduzieren. Aus diesem Grund sollte man Ipriflavon nicht verwenden, wenn man Medikamente einnimmt, die die Funktion des Immunsystems reduzieren.

Theophyllin

Der Körper baut Theophyllin ab, um es ausscheiden zu können. Ipriflavon könnte die Geschwindigkeit, mit der der Körper Theophyllin abbaut, reduzieren. Eine Einnahme von Ipriflavon in Kombination mit Theophyllin könnte Wirkungen und Nebenwirkungen von Theophyllin verstärken.

Referenzen

  1. Int J Gynaecol Obstet. 2002 Dec;79(3):195-207. Use of alternative and complementary medicine in menopause. Kang HJ, Ansbacher R, Hammoud MM.
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